My Entropie
by on Apr..04, 2009, under Allgemein
Entropie (griechisches Kunstwort εντροπία [entropía], von εν~ [en~] – ein~, in~ und τροπή [tropē] – Wendung, Umwandlung, Umkehrung)
(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Entropie)
Die Übersetzung des Wortes Entropie sagt uns nun noch nicht wirklich was damit gemeint ist. Das Entropie aus dem Bereich der Thermodynamik kommt vielleicht noch weniger und viele werden dabei schon den “Shutdown” Mechanismus aktiveren und sich nicht weiter damit beschäftigen, da Thermodynamik etwas für Physiker ist und uns im täglichen Leben nicht tangiert. Oder doch?
Bevor ich dieses Blog begonnen habe, war ich durch die Fülle der Definitionen von Entropie mehr als nur verwirrt, glaubte einen Anhaltspunkt zu haben, nur um ihn im nächsten Moment, durch eine andere Information wieder zu verlieren. So beschloß ich dieses Thema etwas strukturierter heranzugehen. Prof. Harald Lesch (siehe allgemeine Definitionen von Entropie in diesem Blog) brachte dann etwas Licht in die Sache und somit versuche ich nun den Betriff „Entropie“ in diesem ersten Blogeintrag ein wenig zu umreißen – soweit es mir möglich ist und inwieweit ich „Entropie“ verstanden habe.
Während ich diesen Blogeintrag schreibe, wandle ich entropiearme Zigratten in entropiereiche Stoffe um – Asche, Rauch und nicht zuletzt das Teer in meinen Lungen *hust*. Nicht gerade sinnvoll aber dennoch ein thermodynamischer Vorgang. Warum? Nun Entropie hat etwas mit Ordnung, Information, Möglichkeiten und Kontext zu tun.
In einem geschlossenen System (hierbei ist der Kontext des Systems zu definieren) definiert sich Entropie durch das Maß der Ordnung d.h. je geordneter ein Zustand, desto niedriger die Entropie, je ungeordneter ein Zustand, je höher die Entropie. Soweit, so gut – spinnen wir diesen Gedanken weiter. Ich nehme eine Zigarette aus der Schachtel – diese (die Zigarette) befindet sich im Zustand sehr niedriger Entropie da Filter, Papier, Tabak wohlgeordnet genau dort sind wo sie hingehören, sich also in einem geordneten Zustand befinden (im Gegensatz zu jener die ich vorhin im Kofferraum meines Autos gefunden habe). Ich führe nun durch das Entzünden der Zigarette Energie von außen zu und verändere damit die Entropie da ich den geordneten Zustand dieses Glimmstengels in Rauch, Asche und Teer (und wer weiß nicht in was noch alles) verwandle. Ich vergrößere somit die Möglichkeiten der Zigarette (eigentlich nett von mir) sich in unterschiedliche Stoffe zu verwandeln.
Entropie hat also auch etwas mit Möglichkeiten zu tun.
Nehmen wir an, ich würde dem Rauch nicht gestatten sich frei im Raum zu verteilen , sondern diesen durch einen Ventilator ins Nebenzimmer wedeln – ich nehme dem Rauch damit durch Energieeinwirkung von außen die Möglichkeit (eigentlich viele Möglichkeiten) sich überall zu verteilen, schränke ihn ein und schaffe damit einen Zustand niedrigerer Entropie, erhöhe aber gleichzeitig die Information wo sich der Rauch befindet.
Wie ist das nun mit der Information?
Ist die Entropie niedrig, d.h. es ist ein Zustand der Ordnung (oder tendenzieller Ordnung) vorhanden, steigt der Grad an Information den ich aus diesem Zustand erhalten kann.
Nehmen wir einen Text her – dieser besteht aus Wörtern und diese aus Buchstaben (wie dieser Blogeintrag). Erhöht sich die Unordnung der Buchstaben und Wörter innerhalb des Textes, vermindert sich in gleichem Masse der Informationsgehalt den man daraus ziehen kann.
Abgekürzt könnte man folgendes sagen:
Hohe Entropie = (grosse) Unordnung = geringe (keine) Information = viele Möglichkeiten
Niedrige Entropie = Ordnung = viel (mehr) Information = wenig (eine) Möglichkeit.
Soweit der Versuch, Ordnung in das Chaos zu bringen bzw. niedrige Entropie durch das hinzufügen dieses Blogeintrages zu erzeugen.
Zusätzlich ergänzt vielleicht folgender Artikel das Bild über Entropie und Ektropie:
Das Konzept von Kurt Wieser
Gemäß dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik besteht die allgemeine Tendenz, daß energetische Potentiale einem Ausgleich zustreben. Die Lebensentfaltung bildet nun insofern eine Ausnahme, als das Volumen der sie weitertragenden Materie wächst, sich ihre Fähigkeit, Arbeit zu leisten, steigert, und auch der Grad ihrer Ordnung und Organisation zunimmt. Trotz allem steht dieses Phänomen aber nicht im Widerspruch zum zweiten Hauptsatz, denn dieser bezieht sich in seiner klassischen Form nur auf abgeschlossene Systeme, während Energone als offene Systeme naturgemäß in stetem Stoff- und Energieaustausch mit ihrer Umgebung stehen. In Summe „entwerten“ auch sie stets arbeitsfähige Energie, was ihnen gestattet, für sich selbst eine positive Energiebilanz (bzw. eine negative Entropiebilanz) zu erzielen.
Die Energontheorie beschäftigt sich mit der zentralen Frage, über welche grundsätzlichen Eigenschaften sämtliche Einheiten verfügen müssen, um eine solche Ausnahme zu bewirken. Es besteht deshalb aber weder die Notwendigkeit, den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik zu modifizieren noch ihm ein weiteres Energiegesetz hinzuzufügen oder gar eine geheimnisvolle, übersinnliche „Lebenskraft“ anzunehmen. Es gab aber immer wieder Autoren, die den Versuch unternahmen, den beiden Grundgesetzen der Thermodynamik, die ihrer Meinung nach dem Phänomen „Leben“ nicht zur Gänze gerecht werden, ein drittes hinzuzufügen1. Kurt Wieser, der sich in manchen seiner Gedanken der Energontheorie annäherte, postulierte im Jahre 1914 ein solches drittes Energiegesetz, das er „Ektropiegesetz“ nannte. Es besagt im wesentlichen, „daß es in der Natur ganz seltene, bevorzugte Energiequellen (Systeme) gibt, die nicht wie alle anderen der sinkenden Ausnutzbarkeit der Energie (=Entropie) unterliegen, sondern an denen umgekehrt eine sinkende Entropie (=Ektropie), also eine steigende Ausnutzbarkeit nachweisbar ist“.2
Bemerkenswert ist, daß Wieser’s Konzept, wie auch die Energontheorie, sowohl Lebewesen wie auch künstlich gefertigte Funktionsträger des Menschen umfaßt. Es heißt dazu: „Weil es in dieser vergänglichen Welt, in der ganz allgemein das
(Originalbuchseite 117)
Entropiegesetz zu herrschen scheint, „Maschinen“ und „Leben“ gibt, muß es gewisse Sonderstrukturen, Sonderfälle, geben, welche eine steigende Ausnutzbarkeit der Energie und ein Sinken der Entropie herbeiführen. Sein Drittes Energiegesetz ist also ganz leicht verständlich, weil es eine Gesetzmäßigkeit geben muß, welche die Höherentwicklung der Natur und die dauernd steigende Leistung des sich entwickelnden Lebens und der immer wirksameren Maschinen ermöglicht.“
Kurt Wieser fand mit seinen Gedanken nur wenig Widerhall. Wenn er aber nun den beiden durch die Energiegesetze beschriebenen Grundphänomenen als drittes hinzufügt, daß Energie sich unter bestimmten Bedingungen zusammenballt, differenziert und sich in „Sonderstrukturen“ mit gesteigerter Leistungsfähigkeit – eben den Trägern der Lebensentfaltung – manifestiert, so scheint dies, zumindest als Grundlage weiterführender Betrachtungen, nicht gänzlich unberechtigt zu sein.
1 Der dritte, offiziell anerkannte Hautsatz der Thermodynamik ist das Nernstsche Wärmetheorem aus dem Jahre 1906. Danach nähert sich die Entropie eines jeden Körpers bei abnehmender Temperatur unbegrenzt dem Wert Null. Dadurch wird der Absolutwert der Entropie für alle Temperaturen aus Messungen der spezifischen Wärmen berechenbar. Eine andere Formulierung des Nernstschen Wäremtheorems lautet: Der absolute Nullpunkt der Temperatur ist nicht erreichbar.
2 Zu den Zitaten von Wieser siehe: Wieser, K. Freeman, M. und Monz, W. (1988). Neben einer Neuauflage von Wiesers Schriften erhält dieser Band auch entsprechende Erläuterungen und Interpretationen.
Quelle:
wieser, kurt: http://www.hans-hass.de/Rahmenbedingungen/111_122_Die_energetische_Sicht.html, Zugriff am 2.4.2009