Philip K. Dick – Entropie

exhibit piece zeitliche Entropie

by on Mai.10, 2009, under Allgemein

Philip K. Dicks´ exhibit piece unter dem Aspekt

der zeitlichen Entropie – die formulierung einer these

 

Indem George Miller, ein die Vergangenheit idealisierender Mensch des 22. Jahrhunderts, den vielleicht scheinbaren Sprung in die Vergangenheit wagt, folgt er dem Verlauf eines, dem linearen Zeitverlauf entgegen gesetzten, thermodynamischen Zeitpfeils:

Miller lebt zu Beginn der Kurzgeschichte exhibit piece in einer Zeit, deren Regierung und Lebensweise von starker Kontrolle und undurchdringbarer Ordnung geprägt sind.
Eine „impersonal cultural totality“.
Eine Lebensweise, die nur ein geringes Maß an Entropie erahnen lässt; die Menschen befinden sich in einem System höchster Ordnung.
Öffnet sich nun für George Miller das Zeitfenster, welches ihm erlaubt, ein soziales Mitglied des 20 Jahrhunderts zu werden, so springt er zurück in ein Ordnungssystem höherer Entropie und folgt ergo einem thermodynamischen Zeitpfeil, der die Richtung der Zeit angibt, in der die Entropie zunimmt und welcher dabei dem Zeitverlauf nicht linear gegenübersteht sondern reziprok.

Befindet sich die Person des George Miller folglich in der Realität des 20. Jahrhunderts, so können wir zusätzlich von einem zum Zeitverlauf alinear stehenden psychologischen Zeitpfeil sprechen:
Miller, als Mensch des 20. Jahrhunderts, der fähig ist sich an die Zukunft zu erinnern, widerspricht der Theorie Hawkings, dass der psychologische Zeitpfeil jene Richtung angibt, in der unserm Gefühl nach die Zeit fortschreitet und wo wir uns an die Vergangenheit aber nicht an die Zukunft erinnern können.
Nur zu Beginn der Kurzgeschichte, als sich Miller noch in der Realität des 22. Jahrhunderts befindet, erfüllt er die Kriterien eines akkurat verlaufenden psychologischen Zeitpfeils, indem er sich an die Vergangenheit erinnern kann, selbst wenn ihm diese nur durch Forschungen vertraut scheint, jedoch nicht, und dies ist ausschlaggebend, an die Zukunft.

Stellen wir uns das eben gesagte zur Veranschaulichung in einer Grafik vor wobei die Zeitmessung chronologisch verläuft und das 20. sowie das 22. Jahrhundert in unserem Zeitpfeil eingezeichnet sind:

philipbild-11

 

Weiters kennzeichnen wir in unserer Grafik den Sprung George Millers in die Vergangenheit:

philipbild-21

 

Auch den thermodynamischen Zeitpfeil fügen wir hinzu und beachten dabei, dass dieser dem Zeitverlauf entgegen gesetzt verläuft:
bild-2

 

Schließlich komplettieren wir die Grafik mit dem psychologischen Zeitpfeil, der  sich ebenfalls alinear zur Zeitachse verhält:

 philipbild-4

Welche These aus dieser Theorie abgeleitet werden kann bildet sich merklich in der Grafik ab und findet sich auch in weiteren Werken Dicks´ wieder, etwa in Minority Report und The Simulacra:

In Philip K. Dicks´ Werken verhält sich die Entropie, übertragen auf das jeweilige Gesellschaftssystem, entgegen gesetzt zum Zeitverlauf.

 

Quelle: Dick, Philip K. (1987): “Ausstellungsstück” in: Das Vater-Ding, Sämtliche Erzählungen, Band 5 [2000], übers. von Klaus Timmermann und Ulrike Wasel, Zürich, Haffmans Verlag, S. 248-268.

 


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