Philip K. Dick – Entropie

Blade Runner – vielleicht doch realistischer als zuerst gedacht?

by on Jun.29, 2009, under Allgemein

Dieser Blogeintrag soll vom Film „Blade Runner“ handeln und es soll aufgezeigt werden, dass der Film nicht ganz so sehr Science-Fiction ist wie er auf den ersten Blick erscheint.

In „Blade Runner“ wird durch die Replikanten die Welt bzw. die Stadt Los Angeles in Chaos versetzt. Daran ist die Regierung aber keineswegs interessiert und beauftragt den Blade Runner Rick Deckard damit die Stabilität wiederherzustellen, die Entropie zu reduzieren, also die Replikanten zu eliminieren. Deckard, gespielt von Harrison Ford, ist der absolute Antiheld und man traut ihm teilweise überhaupt nicht zu die Welt retten zu können. Im entscheidenden Moment verliert er seine Waffe und er hat, im Gegensatz zu anderen Helden, keine versteckte zweite Waffe.
Oftmals bekommt er auch unerwartet Hilfe. Sei es von der Replikantin Rachel oder eben im Fall von Roy von ihm selbst. Auch das erfüllt nicht unbedingt die gängigen Heldenklischees. Ein richtiger Held hat in den seltensten Fällen Hilfe nötig. Deckard möchte auch gar kein Held sein. Als er diesen Auftrag bekommen hat, hat er ihn abgewiesen. Allerdings war ihm dies nicht gestattet und er hatte die Wahl zwischen Auftrag erfüllen und dem Tod.
Blade Runner ist ein etwas anderer Film als die in diesem Proseminar besprochenen Filme. Er spielt zwar in der Zukunft, aber es gibt keine Zeitreisen oder dergleichen. Dazu kommt, dass das Jahr 2019 für uns gar nicht so weit in der Zukunft liegt.
Auch wenn die Replikanten die „Bösen“ darstellen sollen, ist die Rollenverteilung nicht ganz so einfach wie es zunächst scheint. Sie erscheinen um einiges emotionaler als sie angeblich sind. Offensichtlich spürt das auch Decker, denn jedes Mal wenn er einen Replikanten getötet bzw. „in den Ruhestand versetzt“ hat, verzieht er das Gesicht als hätte er Schmerzen. Dies zeigt, dass er sie sehr wohl als menschliche Wesen wahrnimmt.
Interessant ist auch, dass die eigentlichen Menschen um einiges emotional abgekühlter wirken als die Replikanten. Dies zeigt sich zum einen am profitgierigen Genie Tyrell als auch an den Menschen in der Stadt. Es wirkt alles sehr kalt. Noch kälter als man es von einer heutigen Großstadt kennt. Auch das heutige Los Angeles ist nicht so anonym und emotional abgekühlt wie es in dem Film dargestellt wird. Dieser Film scheint aber eine recht interessante Prognose darzustellen. Der Einzelne ist sich selbst am nächsten und kümmert sich doch lieber nur um sich und seine Familie. Was der Nachbar macht interessiert nur in den seltensten Fällen.
Auch die asiatischen Schriftzeichen überall in der Stadt sind nicht ganz so irrig. Schon heute gilt Asien als der Kontinent der Zukunft und daher ist auch dieser Gedanke nicht ganz so unlogisch wie er auf den ersten Blick erscheint. Zwar kann ich mir nicht vorstellen, dass es in zehn Jahren so in Los Angeles aussehen wird, aber wie gesagt, ganz abwegig erscheint der Film nicht.
Der Film mag in den 1980er Jahren wie düstere Zukunftsmusik gewirkt haben, heute erscheint er einen Tick realistischer.

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Entropie – Ein paar Gedanken zum Abschluss….

by on Jun.29, 2009, under Allgemein

Das Thema „Entropie“, sei es nun aus mathematischer oder philosophischer Sicht gesehen, verbirgt sich in vielen P.K.Dick Texten und Werken, von welchen auch einige in der Übung und in den Blogs besprochen wurden.

Für P.K.Dick sind Themen, die sich mit Bewusstseins- und Realitätenveränderungen befassen, grundlegend. In fast jeder seiner Geschichten geht es darum, eine falsche von einer richtigen Realität zu unterscheiden, herauszufinden welche Identität denn die wahre sei, um letztendlich ein Rätsel von globaler Relevanz zu entschlüsseln. Das liegt nicht zuletzt an Dicks eigenen Drogenerfahrungen mit der damit verbundenen Bewusstseinserweiterung.

Darüberhinaus war Dick stilprägend für Autoren, Filmemacher und andere Kunstrichtungen. Unter anderem ist er ein Vorvater des sogenannten „Cyberpunk“ (literarisch und filmisch), und inspirierte Filmemacher wie Ridley Scott, Terry Gilliam, Paul Verhoeven, Richard Linklater oder sogar Steven Spielberg.

So gelten die von Dick angesprochenen Themen nicht nur als relevant im Bereich „Science – Fiction“, sie werden kultur- und kunstrichtungsübergreifend immer wieder neu interpretiert und sie dienen als Grundlage und Inspiration für neue Werke jeglicher Art.

Alles in Allem hat mir die Lehrveranstaltung sehr viel Spaß gemacht, da man sich im weiterem Studium höchstwahrscheinlich eher weniger mit exzellenter Science-Fiction beschäftigen wird. Man hatte die Möglichkeit, in sehr viele Werke P.K.Dicks tiefen Einblick zu bekommen, darüberhinaus brachten die Plenumsdiskussionen immer neue Betrachtungsweisen und interessante Gespräche hervor. Sich mit einer solchen Materie an der Universität zu befassen, ist etwas besonderes. Jedes der bearbeiteten Themen hatte interessante Aspekte, und da viele KommilitonenInnen nie etwas aus P.K.Dicks Feder gelesen hatten, war es eine Art Neuentdeckung.

Ich kann mich daher nur bei meiner „Entropie – Gruppe“ und bei Prof.Dr. Kümmel-Schnur für die tolle Zusammenarbeit bedanken.

MfG und bis zum nächsten Mal 😉

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Kann man durch Behebung des Informationsmangel, die Entropie verringern?

by on Jun.15, 2009, under Allgemein

Paul K. Dicks Geschichten spielen meist immer in einem überwachten Staat. Alles wird
kontrolliert. Wie zum Beispiel in Minority Report, werden die zukünftigen Mörder bereits vor
deren Tat aus dem Verkehr gezogen. In Total Recall wird Dougs Vergangenheit gelöscht, um
ebenfalls auch sein Wissen über den Reaktor im höchsten Berg unseres Sonnensystems zu
eliminieren. Wieder geht es um Macht und Schaffung künstlicher Ordnung. Cohaagen, der
Machthaber des Mars hat sehr viel Information. Viel Information (jedoch einseitige) bedeutet
(wie schon im Blog erwähnt) eine niedrige Entropie und damit Ordnung des Systems.
Wie es nun mal ist, geschehen Fehler, „Irren ist menschlich“ und ein System kann niemals
eine stetig niedrige Entropie beibehalten.
„Zur Entropieverringerung braucht ein System Energie von außen“. Da die Bewohner keine
Informationen besitzen und die Information nur einseitig ist, ist es sehr wahrscheinlich, dass
die Unordnung in Dicks Geschichten stetig zunimmt und zu einer Katastrophe führt.
Würde man die Bewohner in die „Geheimnisse“ einweihen, sie darauf einschwören, ihnen die
Informationen glaubhaft machen sodass sie 100% und ohne Zweifel daran glauben, würde
diese jene Energie bilden, die man benötigt, um die Entropie auf lange Sicht niedrig halten.
Allerdings wird man nie alle Informationen weitergeben können bzw. auch niemals ohne
Manipulation der Massen auskommen, was dazu führt, das einzelne Elemente, die plötzlich zu
Informationen kommen, die nicht für Sie gedacht sind, eine schlagartige Erhöhung der
Entropie verursachen könnten.

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Stability und Entropie

by on Mai.16, 2009, under Allgemein

In diesem Posting wird die Kurzgeschichte „Stability“ von PKD behandelt.

It is a law of nature, however, that civilization must either go forward or fall backward; it cannot stand still.

(The Controller in „Stability“ S. 2)

„Ordnung lenkt die Aufmerksamkeit auf Gleichheiten und Ungleichheiten, auf Zusammengehörigkeit und Unabhängigkeit. Sobald alles Überflüssige ausgeschaltet und nichts Unentbehrliches ausgelassen ist, klären sich die Beziehungen zwischen einem Ganzen und seinen Teilen.“ (Arnheim 1996, S. 9). Dieses Zitat  von Rudolf Arnheim zeigt äußerst anschaulich was in der Welt, in der die Kurzgeschichte „Stability“ von Philip K. Dick spielt, passiert und worum es dort geht. Die Regierung hat hundert Jahre zuvor beschlossen, dass die Menschheit stillstehen muss, da Eric Freidenburg der Auffassung war, dass sie die Spitze der Zivilisation erreicht habe. Nach der Spitze kann nur noch der Abstieg kommen und dies gilt es zu vermeiden. Somit wurde die Welt stabilisiert, um die Rückentwicklung der Zivilisation völlig auszuschließen.
Erweitert man den Begriff Entropie, nimmt man ihn aus seinem physikalischen Kontext und überträgt man ihn auf die Soziologie, so lässt sich hier sagen, dass in dieser Welt Ordnung herrscht und die Entropie somit sehr klein ist, da sie ja das Maß der Unordnung ist.
In „Stability“ droht die „Gefahr“ der Unordnung, da Benton eine Zeitmaschine erfunden hat mit der man die Stabilität gefährden kann. Das haben die Ordnungshüter auch sehr gut erkannt und versuchen jetzt die Verbreitung der Erfindung zu unterbinden.
Benton ist schon zu Beginn der Geschichte als ein eher freiheitsliebender Mensch charakterisiert worden. Dafür spricht, dass er Fliegen zu seinem größten Hobby erklärt. Durch das Fliegen kann er aus der stabilisierten und kontrollierten Welt ausbrechen und dies kann er auch mittels Zeitmaschine.
Das Naturgesetz, welches ich am Anfang des Textes zitiert habe, wurde von den Kontrollorganen hundert Jahre zuvor gebrochen. In der Welt, in der Robert Benton lebt, gibt es keine Natur mehr. Wöhlcke spricht hier vom systematischen Zerfall. Die soziale Entropie nimmt zu, indem die Umwelt zerstört wird. Er sagt weiter, dass dieser Prozess sich nur aufhalten lässt, indem diesem System von außen Energie zugeführt wird. (Vgl. 1996, S. 27ff.) Die Welt Bentons ist aber abgeschottet, alles wird kontrolliert und es wird penibel darauf geachtet, dass das System eben nicht geöffnet wird.
Als er in der Zeit zurückreist, durchläuft er verschiedene Felder bis er die Kugel findet. Die Stimme warnt ihn davor die Kugel aufzuheben. „You will destroy your valuable Stability,“ Demnach wird von dieser Kugel die Energie kommen mit der wieder Ordnung in der Welt hergestellt werden wird, da durch die Zeitreise die Entropie erhöht wurde. Benton ist aus der stabilen Welt ausgebrochen.
Die Kugel stammt aus einer Parallelwelt. Dafür spricht dass die Stimme von einer sogenannten „time-world“ spricht, also einer Zeitwelt, die parallel zur „realen Welt“ kreiert wurde, um die Kugel vor menschlichem Zugriff zu bewahren resp. die Menschen vor der Kugel zu bewahren.
Somit lässt sich sagen, dass sich in der Kurzgeschichte „Stability“ Elemente finden die aufzeigen, dass es neben der künstlich geschaffenen stabilen Welt noch eine Parallelwelt gibt, also eine parallele Realität zur Realität von Benton. Durch die Zeitmaschine wird es ihm ermöglicht auch die andere Realität zu besuchen, aber nur weil er eine Mission hat. Die Entropie wird erhöht, um sie wieder zu verkleinern.
Durch das Zerbrechen der Kugel wird Energie zugeführt, die Entropie wird verkleinert und es wird eine weitere Realität geschaffen.

Quellen:
Arnheim, Rudolf, Entropie und Kunst. Ein Versuch über Unordnung und Ordnung, Köln: DuMont 1996.
Dick, Philip K., Stability.
Wöhlcke, Manfred, Soziale Entropie. Die Zivilisation und der Weg allen Fleisches, München: DTV 1996.

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Entropy the Skull

by on Mai.11, 2009, under Allgemein


Das folgende Posting bezieht sich auf die Kurzgeschichte „The Skull“ von Philip K. Dick aus dem Jahr 1952.

„I’m sorry,“ he said simply. „I don’t have any bombs. You’re mistaken.“ […] „I have a gun,“ he went on. „A very good one.

Made by sciene even more advanced than your own. But I’m not going to use that, either.“

(Conger in „The Skull“ (Dicks, S. 64))

Wir behandeln heute die Kurzgeschichte „The Skull“ und ich möchte, bevor wir wieder auf unser geliebtes Thema „Entropie“ kommen, kurz auf den Inhalt eingehen.

Die Geschichte spielt im 22 Jahrhundert. Erneut eine eher dystopische Gesellschaft in der die „First Church“, die Gewaltlosigkeit propagiert und gegen technischen Fortschritt ist,  offenbar einen grossen Einfluß auf Menschen und Staat hat. Es beginnt damit das einem Mann namens Conger, statt Gefängnis, eine Mission angeboten wird. Es soll den Gründer der „First Church“ töten – und zwar in der Vergangenheit bevor er zum Gründer wurde – einen Mann von dem Mann nichts weiß ausser das er ein Fremder war und  genau einmal am 2. Dezember 1960 eine kurze Rede gehalten hat. Niemand weiß wie er aussieht oder wie sein Name war – nur der Schädel des Gründers konnte aus einer Kirche gestohlen und Conger auf seine Mission mitgegeben werden. Anhand dieses Schädels sollte Conger den Gründer erkennen und ihn eliminieren. Conger reist mit einer Zeitmaschine zurück.  Die Ereignisse nehmen ihren Lauf – er trifft auf Menschen die ihn anstarren und ihn scheinbar wiedererkenne, er trifft ein Mädchen das ihm hilft und letztendlich als er merkt, das der Schädel sein eigener ist, verändert sich schlagartig seine Attitüde alles zu ermorden nur um davonzukommen – er hat stellt sich da er erkennt, er kann seinem Schicksal nicht entkommen. Als er dabei ist sich den Behörden zu stellen spricht er jene Worte welche später zur Doktrin der „First Church“ werden (siehe Zitat zu beginn des Postings).

Soweit die Geschichte.

Wenn wir das (äußerst anschauliche) Posting von Sidonie betrachten, dass sehr gut widerspiegelt wie sich die Geschichten von Philip K. Dick in Bezug auf Entropie verhalten, dann stellen wir hier fest das es auch hier ähnlich gelagert ist.  Wir haben eine Gesellschaft in der die Ordnung immer mehr zunimmt – der technische Fortschritt und die Wissenschaft wird abgelehnt, die Gewaltlosigkeit nimmt zu und alles lebt friedlich, gleichmütig und in „Ordnung“. Nun gibt es eine Gruppe von Leuten welche die Ordnung ablehnen und eigentlich das Chaos suchen – eine Erhöhung der Entropie, eine Unordnung in der Kriege die Spreu vom Weizen trennen sollen – die niedrige Masse der Menschen soll dadurch dezimiert werden, die Wissenschaft die Herrschaft und Kontrolle erhalten.

Durch Conger soll eine Unordnung und Erhöhung der Entropie geschaffen werden – zugunsten der Wissenschaft und Technik. Dazu muß er nur in der Vergangenheit den Gründer töten. Was passiert aber in der Vergangenheit? Conger muß sich erst Informationen beschaffen und reist zu einem Zeitpunkt kurz nach Erscheinen des Gründers um zu erfahren wo er diese erste Ansprache gehalten hat. Dabei wird er von ein paar Leuten gesehen die ihn ungläubig anstarren und ihn offensichtlich wiedererkennen. Conger erkennt nicht die Bedeutung dieser Sache und reist weiter zurück.

In Cooper Creek fällt Conger als Fremder sofort auf – es die die Zeit wo in den USA fast neurotisch nach Kommunisten gefahndet wird und wo jeder der sich seltsam verhält ein potentieller Kommunist ist. Nach einigen sonderbaren Ereignissen wird die Polizei auf ihn Aufmerksam. Er wird von einer Frau gewarnt das sie kommen um ihn zu holen – er aber ist sicher er wird entkommen denn seine Waffe kann alle auf einen Schlag auslöschen – zuvor müßte er aber noch den Gründer töten. In dem Moment fallen ihm die Zähne im Schädel auf, er erkennt das dieser Schädel seiner ist und das verändert alles. Er erkennt das alles erst so gekommen ist weil er zurückgeschickt wurde – er erkennt das er nicht entkommen kann – egal was er tut und das er, wenn er auch jetzt stirbt, wieder leben wird – in ein paar Monaten für einen Nachmittag. Die Leute die ihn an diesem Nachmittag sehen werden berichten das er noch immer am Leben war, dass er irgendwie ins Leben zurückgekehrt ist und damit seine letzten Worte, seine einzige Ansprache zu einer mächtigen Botschaft wird.

Es war also der Wunsch die „First Church“ zu zerstören, die sie eigentlich erst ermöglichte. Indem Sie Conger zurückschickten taten sie unwillkürlich etwas das man thermodynamisch als  Energieeinsatz zur Verminderung der Entropie bezeichnen würde – sie schafften durch Conger eine Ordnung die sie selbst nicht wollten.

Quelle:
Dick, Philip K. (1987): “Der Schädel” in: Und jenseits – Das Wobb, Sämtliche Erzählungen, Band 1 [1998], übers. von Walter Grossbein, Zürich, Haffmans Verlag, S.74-105.

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exhibit piece zeitliche Entropie

by on Mai.10, 2009, under Allgemein

Philip K. Dicks´ exhibit piece unter dem Aspekt

der zeitlichen Entropie – die formulierung einer these

 

Indem George Miller, ein die Vergangenheit idealisierender Mensch des 22. Jahrhunderts, den vielleicht scheinbaren Sprung in die Vergangenheit wagt, folgt er dem Verlauf eines, dem linearen Zeitverlauf entgegen gesetzten, thermodynamischen Zeitpfeils:

Miller lebt zu Beginn der Kurzgeschichte exhibit piece in einer Zeit, deren Regierung und Lebensweise von starker Kontrolle und undurchdringbarer Ordnung geprägt sind.
Eine „impersonal cultural totality“.
Eine Lebensweise, die nur ein geringes Maß an Entropie erahnen lässt; die Menschen befinden sich in einem System höchster Ordnung.
Öffnet sich nun für George Miller das Zeitfenster, welches ihm erlaubt, ein soziales Mitglied des 20 Jahrhunderts zu werden, so springt er zurück in ein Ordnungssystem höherer Entropie und folgt ergo einem thermodynamischen Zeitpfeil, der die Richtung der Zeit angibt, in der die Entropie zunimmt und welcher dabei dem Zeitverlauf nicht linear gegenübersteht sondern reziprok.

Befindet sich die Person des George Miller folglich in der Realität des 20. Jahrhunderts, so können wir zusätzlich von einem zum Zeitverlauf alinear stehenden psychologischen Zeitpfeil sprechen:
Miller, als Mensch des 20. Jahrhunderts, der fähig ist sich an die Zukunft zu erinnern, widerspricht der Theorie Hawkings, dass der psychologische Zeitpfeil jene Richtung angibt, in der unserm Gefühl nach die Zeit fortschreitet und wo wir uns an die Vergangenheit aber nicht an die Zukunft erinnern können.
Nur zu Beginn der Kurzgeschichte, als sich Miller noch in der Realität des 22. Jahrhunderts befindet, erfüllt er die Kriterien eines akkurat verlaufenden psychologischen Zeitpfeils, indem er sich an die Vergangenheit erinnern kann, selbst wenn ihm diese nur durch Forschungen vertraut scheint, jedoch nicht, und dies ist ausschlaggebend, an die Zukunft.

Stellen wir uns das eben gesagte zur Veranschaulichung in einer Grafik vor wobei die Zeitmessung chronologisch verläuft und das 20. sowie das 22. Jahrhundert in unserem Zeitpfeil eingezeichnet sind:

philipbild-11

 

Weiters kennzeichnen wir in unserer Grafik den Sprung George Millers in die Vergangenheit:

philipbild-21

 

Auch den thermodynamischen Zeitpfeil fügen wir hinzu und beachten dabei, dass dieser dem Zeitverlauf entgegen gesetzt verläuft:
bild-2

 

Schließlich komplettieren wir die Grafik mit dem psychologischen Zeitpfeil, der  sich ebenfalls alinear zur Zeitachse verhält:

 philipbild-4

Welche These aus dieser Theorie abgeleitet werden kann bildet sich merklich in der Grafik ab und findet sich auch in weiteren Werken Dicks´ wieder, etwa in Minority Report und The Simulacra:

In Philip K. Dicks´ Werken verhält sich die Entropie, übertragen auf das jeweilige Gesellschaftssystem, entgegen gesetzt zum Zeitverlauf.

 

Quelle: Dick, Philip K. (1987): “Ausstellungsstück” in: Das Vater-Ding, Sämtliche Erzählungen, Band 5 [2000], übers. von Klaus Timmermann und Ulrike Wasel, Zürich, Haffmans Verlag, S. 248-268.

 

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Exhibit Entropy

by on Mai.06, 2009, under Allgemein

„You’re nothing but a minor bureaucrat in a vast machine. You’re a function of an impersonal culturual totality. You have no standards of your own. In the twentieth century men had personal standards of workmanship. Artistic craft. Pride of accomplishment. These words mean nothing to you. You have no soul – another concept from the golden days of the twentieth century when men were free and could speak their minds“

(George Miller in „Exhibit Piece“)

Der folgende Blogeintrag bezieht sich auf die Geschichte „Exhibit Piece“ von Philip K. Dick aus dem Jahr 1954.

Die Geschichte beginnt im 22 Jahrhundert – in den USA hat eine dystopische Gesellschaftsordnung einzug gehalten, die von einer Zentralregierung die alles und jeden kontrolliert und reglementiert beherrscht wird. Wir begegnen dort zu Beginn einem Mann namens Miller der Angestellter im Amt für Geschichte, verantwortlich für die Abteilung „Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts“, ist. Miller ist so sehr eingenommen von dieser Zeitperiode, von der Freiheit und den Möglichkeiten die es damals gab, daß er sich so benimmt, kleidet und auch spricht wie mitte des zwanzigsten Jahrhunderts in den USA. Als er bei der Analyse von Bändern, Stimmen aus der Nachbildung seines Exponates, einem typisch amerikanischen Haus aus dieser Zeit, hört, überquert er eine Absperrung und findet sich in einer anderen Welt wieder, einer Welt wie er sie sich vorgestellt hat. Er findet dort (s)eine Frau, zwei Kinder, einen anderen Job und vielmehr noch – Erinnerungen an dieses Leben, die, je länger er dort verweilt, immer stärker werden. Er ist verwirrt, verunsichert und sucht daraufhin eine Psychiater auf, Dr. Grunberg, der ihm nach einem intensiven Gespräch rät, diese Realität als real zu akzeptieren. Grunberg fordert ihn auf, die Stelle zu suchen wo er von seiner vermeintlichen Realität in diese Realität gekommen ist. Miller tut dies und findet dort einen flirrenden Schleier vor – dahinter erkennt er Personen aus seiner anderen Realität die beginnen mit ihm zu reden und ihn auffordern aus dem Exponat rauszukommen. Sie bezeichnen Ihn als Psychoten und drohen ihm mit der Todesstrafe durch Euthanasie. Da er sich weigert durch die „Schranke“ zu treten und zurück in die andere Realität zu kommen, kündigt Carnap, der mächtigste Mann des 22 Jahrhunderts, die langsame Vernichtung seines Exponates und der damit verbundenen Realität an. Miller beachtet diese Drohung nicht weiter, geht zurück ins Haus und findet dort die Tagszeitung auf dem Tisch mit den Schlagzeilen „Russland hat die Kobaltbombe, totale Zerstörung der Welt steht bevor“.

Was sagt uns diese Geschichte bzw. welche Elemente finden wir hier zu unserem Thema „Entropie“?

Es geht hier nicht wieder um die bekannte Frage „Was ist Real“ oder „Welche Realität ist real?“.

Es gibt in dieser Geschichte eine markante Stelle in der Miller seine Bandmaschine verlangsamt und zu träumen beginnt. Genau in dem Moment beginnen die Stimmen. Man könnte nun Mutmassen das er sich in eine Traumwelt, eine Phantasiewelt begibt die nur in seinem Kopf existiert.
Genausogut könnte man aber annehmen, daß er durch die akribische Arbeit und die totale Identifizierung mit der Vergangenheit eine neue Realität geschaffen hat – eine Realität nach dem Muster seiner Gedanken.

In jedemfall drängt hier eine Realität in eine andere Realität und entwickelt sich je länger sich Miller dort aufhält. Die neue Realität nimmt Gestalt an und gewinnt an Wahrscheinlichkeit auch real zu sein.
Miller nimmt beide Realitäten als an – er möchte von seiner Wunschrealität nicht mir zurück und scheinbar ist der Übergang so etwas wie eine Grenze die sonst niemand überschreiten kann, darf oder will.
Vielleicht können Carnap und seine Gehilfen in andere Realitäten eingreifen, wissen um die mögliche Existenz solcher Realitäten oder wollen einfach nur Träume verhindern um ihre Macht und Kontrolle nicht zu gefährden.

Ob nun die Realität tatsächlich real ist oder sich nur in seinem Kopf abspielt ist dabei nicht wirklich relevant – gibt eine solche Realität, kann es viele weitere Realitäten geben – viele Aufspaltungen und Varianten – womit wir wieder bei unserer „Entropie“ angelangt sind.
Eine andere Realität zu betreten bzw. zu schaffen vermehrt in jedemfall die Möglichkeiten, damit erhöht sich die Entropie und bei einer solchen Überlappung von Realitäten wie wir sie hier vorfinden, nimmt zwangsläufig die Entropie durch die Einwirkung von aussen wieder ab, da von beiden Seiten alles unternommen wird um die jeweils andere Realität zu negieren d.h. Miller will nicht mehr zurück und möchte die andere Realität nichtmehr betreten, Carnap möchte die andere Realität vernichten.

Interessant dabei ist zudem, dass hier nicht nur von möglichen Varianten der Gegenwart ausgegangen wird, sondern eine zeitlich versetzte Realität erzeugt wird – Zeit hängt ja mit Entropie direkt zusammen, da wir die Zeit in der Form messen, in der sich die Entropie ausdehnt (siehe Posting „Eine kleine Geschichte der Entropie“). Bezug wird hier auch auf die Spannungen zwischen USA und Russland genommen, die zu dieser Zeit sehr präsent waren. Die Kobaltbombe selbst ist wohl zu dieser Zeit eine Metapher für die absolute Zerstörung.

Kobalt-Bombe

Eine Kobaltbombe soll ein gebiet möglichst stark Radioaktiv verseuchen um das überleben außerhalb von Bunkern dauerhaft außzuschließen.Dazu müssen große Mengen natürliches Kobalt59 in eine Fissions oder Fusionsbombe verbaut werden.Durch den Neutroneneinfang wandelt sich das Kobalt59 in Kobalt60 um mit einer Halbwertzeit von 5,26 Jahren.Beim Zerfall imitiert Kobalt60 zwei Gamma-quanten die das Leben in der Umgebung stark gefährden. Es wurde nie bewiesen das eine solche Bombe gebaut wurde.

(Quelle: http://nuklear.wikia.com/wiki/Kernwaffe)

Was sagt uns das nun in Bezug auf Millers Realität?

Vielleicht manifestieren sich die Androhungen von Carnap in Form von Aufrüstung, kalter Krieg etc. in der Vergangenheit – vielleicht sind hier bereits die Vorkehrungen getroffen um Millers Realität damit langsam zu zerstören wobei hier eine Realität auf die andere Einfluß nehmen würde.

Quelle:
Dick, Philip K. (1987): “Ausstellungsstück” in: Das Vater-Ding, Sämtliche Erzählungen, Band 5 [2000], übers. von Klaus Timmermann und Ulrike Wasel, Zürich, Haffmans Verlag, S. 248-268.

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Total Entropy – just a recall…..

by on Mai.04, 2009, under Allgemein

“It won’t make the slightest difference to me Doug, but the consequences to you will be devastating. In your mind I’ll be dead, and with no one to guide you out, you’ll be stuck in permanent psychosis. The walls of reality will come crashing down. One minute, you’re the savior of the Rebel cause, next thing you know you’ll be Cohaagen’s bosom buddy. You’ll even have fantasies about alien civilizations as you requested, but in the end, back on Earth you’ll be lobotomized! So get a grip on yourself Doug, and put down that gun! ”

(Dr. Edgemar aus “Total Recall”)

Der folgende Blogeintrag behandelt Paul Verhoevens Verfilmung von Philip K. Dicks “We Can Remember ItFor Your Wholesale”, “Total Recall – Die totale Erinnerung”, unter den Gesichtspunkten des Begriffes “Entropie”.

Hier ersteinmal eine kurze Inhaltsangabe zum Film.

Douglas Quaid, ein einfacher Bauarbeiter, führt ein ruhiges Leben mit seiner attraktiven Ehefrau Lori. Heimlich sehnt er sich jedoch danach, als Geheimagent zum Mars zu reisen. Dieser Wunsch geht so weit, dass er bereits in seinen Träumen davon verfolgt wird. Als Douglas durch eine Werbung von den Diensten von REKALL Inc. erfährt,eine Firma, welche seinen Kunden verspricht, künstliche Erinnerungen einzupflanzen, die nicht von echten zu unterscheiden sind, lässt er bei sich eine Erinnerungs-Implantierung vornehmen. Warnungen von Freunden, er könnte Lobotomisiert werden, nimmt er nicht ernst.Als bei dieser Implantierung etwas schief geht, nimmt die Geschichte ihren Lauf. Douglas sieht sich nicht mehr in der Lage, zwischen Realität und Implantierung zu unterscheiden, er wird von mehreren Männern gejagt, deckt eine Verschwörung auf,und gelangt nicht zuletzt auch zum Mars. Dabei muss er immer wieder zwischen Freund und Feind unterscheiden, um letztendlich nicht nur zu erfahren, ob das geschehene real, oder doch nur ein Traum ist, sondern um das Rätsel seiner Identität zu lösen.

Soweit der Inhalt des Films – Gibt es Bezüge zum Thema “Entropie” ?

Die Bezüge zur Entropie bezieht sich im Film hauptsächlich auf den Protagonisten Douglas Quaid. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf die Zeitspanne nach Quaids besuch bei Rekall Inc. , da danach sein geordnetes Weltbild zerbricht, und er sich auf die steigenden Entropie in seiner direkten Umgebung und in seiner Psyche einstellen muss. Die Unordnung nimmt dabei ein immer größer werdendes Maß an, welches Quaid nur dadurch in den Griff bekommt, in dem er seiner eigenen Identität auf der Spur ist. Auf dieser Reise erschafft er durch seine Taten und Begegnungen immer wieder neue “Realitäten”, d.h. er findet heraus, dass seine “eigentliches” Leben nur implantiert ist, und dass seine wahre Identität eine andere ist, nämlich die eines Agenten.
Das interessante dabei ist, dass Quaids offensichtliche Aufdeckung einer Verschwörung nur ein Hirngespinst sein könnte, da die Geschichte nach dem Besuch be Rekall Inc. praktisch genauso abläuft, wie es ihm der Geschäftsführer der Erinnerungs-Implantierungen versprach.
Quaid wird als Undercover-Agent gejagt, flieht zum Mars, trifft eine exotische Frau, und rettet den Planeten. So in etwa die Kurzfassung.

Im Bezug auf die Erschaffung “neuer Realitäten”, gibt es ein interessantes Beispiel im Film. Schon zu Beginn wird Quaid von einem Arbeitskollegen vor den Gefahren der “Lobotomie” gewarnt(d.h. eine nach einer Gehirnoperation verursachte Persönlichkeitsstörung bzw. dauerhafte Psychose). Diese Warnung ignoriert Quaid, und als er sich bereits auf dem Mars befindet, trifft er auf Dr. Edgemar, welcher in Begleitung von Quaids Frau Lori ist. Dieser klärt ihn über mögliche Gefahren seitens seiner Psyche hin, und erklärt ihm, dass seine Implantierung schieg gegangen ist. Er versucht Quaid davon zu überzeugen, sich zu ergeben und seine Waffe niederzulegen, da alles geschehene nur ein Traum wäre.

Zitat:

Douglas Quaid: “All right, let’s say you’re telling the truth and this is all a dream, I could pull this trigger and it won’t matter.”

Dr. Edgemar: “It won’t make the slightest difference to me Doug, but the consequences to you will be devastating. In your mind I’ll be dead, and with no one to guide you out, you’ll be stuck in permanent psychosis. The walls of reality will come crashing down. One minute, you’re the savior of the Rebel cause, next thing you know you’ll be Cohaagen’s bosom buddy. You’ll even have fantasies about alien civilizations as you requested, but in the end, back on Earth you’ll be lobotomized! So get a grip on yourself Doug, and put down that gun!

Der Doktor klärt Quaid darüber auf, dass er sich in seinem Traum seine eigene Wirklichkeit geschaffen hätte, aus welcher er, wenn er den Doktor töten sollte, nicht mehr allein herausfinden könnte. Quaid hingegen nimmt die Tatsache, dass der Mann vor Nervosität schwitzt, als Beweis dafür, dass er lügt. Als er den Mann daraufhin erschießt, nehmen die Dinge in der Tat den Verlauf an, den der Doktor vorhergesehen hatte.

So kann sich Quaid in der Tat nicht hundertprozentig sicher sein, ob sein Handeln auf einer inneren Psychose, oder auf einer realen Verschwörung beruht.

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Eine kurze Geschichte der Entropie

by on Apr.27, 2009, under Allgemein

Dieses Posting basiert auf dem Buch „Eine kurze Geschichte der Zeit“ von Stephen W. Hawking.

Wenn Sie sich an jedes Wort in diesem Buch erinnern, sind in Ihrem Gedächtnis etwa zwei Millionen Informationen gespeichert: Die Ordnung in Ihrem Gehirn ist um zwei Millionen Einheiten angewachsen. Doch während Sie das Buch gelesen haben, sind mindestens tausend Kalorien geordneter Energie in ungeordnete Energie umgewandelt worden . Dies wird die Unordnung des Universums um ungefähr zwanzig Millionen Millionen Millionen Millionen Einheiten erhöhen – also ungefähr um das Zehnmillionen millionen millionen-fache der Ordnungszunahme in Ihrem Gehirn. Und das gilt nur für den Fall, daß Sie sich an  A L L E S , was in diesem Buch steht, erinnern.

(Hawking, S. 2)

Wir haben uns in den vorherigen Postings bereits mit Entropie und Ihren Ausprägungen in diversen Filmen beschäftigt. Wir wollen hier anhand einiger Aussagen und Beispiele einen Schritt zurück in Richtung „Was genau ist Entropie?“ machen.

Wir wissen bereits

„Entropie ist eine physikalische Grösse, die den Grad der Unordnung in einem System angibt“

Es gehört zu unserer alltäglichen Erfahrung, das Unordnung zunimmt, wenn man die Dinge sich selbst überläßt. Nehmen wir als Beispiel ein Haus – verzichten wir auf alle Reperaturen und Wartungen, wird sich mit der Zeit der Putz von den Wänden lösen, das Dach wird undicht, die Mauern feucht etc. – mit anderen Worten es entsteht Unordnung aus Ordnung.

Man kann nun natürlich das Haus neu anstreichen und schafft somit wieder Ordnung (aus der Unordnung) –  dies kostet jedoch Energie, was die verfügbare geordnete Energie wiederum verringert.

Kommen wir hier wieder zur Thermodynamik und dem 2. Hauptsatz der besagt

“ Die Entropie eines isolierten Systems nimmt stets zu. Bei der Vereinigung zweier Systeme ist die Entropie des Gesamtsystems größer als die Summe der Entropien der einzelnen Systeme.“

Nehmen wir als Beispielt einen Teller, eine Tasse oder was auch immer.

Eine Tasse auf einem Tisch entspricht einer höheren Ordnung, als eine Tasse die in Scherben auf dem Boden liegt. Es gibt einen geordneten Zustand – genau einen – die Tasse die völlig in „Ordnung“ auf dem Tisch steht, aber viele Möglichkeiten der Unordnung – immerhin können die Scherben sogut wie überall hin, sofern man nicht entsprechende Vorkehrungen getroffen hat.

Die zeitliche Entropie

Kommen wir nun zu einem Gedankenexperiment zum Thema „Zeit“.

Man kann leicht von der Tasse auf dem Tisch (die in Ordnung ist) aus der Vergangenheit, zur zerbrochenen Tasse auf dem Fußboden der Zukunft gelangen, aber nicht umgekehrt.

Das Anwachsen der Unordnung oder Entropie mit der Zeit ist ein Beispiel für das, was wir Zeitpfeil nennen, für etwas, das die Vergangenheit von der Zukunft unterscheidet, indem es der Zeit eine Richtung gibt.

Es gibt dabei mindest 3 Zeitpfeile die wir unterscheiden können:

1. den thermodynamischen Zeitpfeil, der die Richtung der Zeit angibt, in der die Entropie zunimmt

2. den psychologischen Zeitpfeil, jene Richtung in der unserem Gefühl nach die Zeit fortschreitet und wo wir uns an die Vergangenheit aber nicht die Zukunft erinnern können

3. den kosmologischen Zeitpfeil, die Richtung der Zeit, in der sich das Universum ausdehnt und nicht zusammenzieht

Was folgern wir aus diesen Gesetzmässigkeiten?

Eigentlich liegt es auf der Hand, das  wir uns an die Dinge in der Reihenfolge erinnern, in der die Entropie anwächst d.h.  die Unordnung wächst mit der Zeit, weil wir die Zeit in der Richtung messen, in der die Unordnung wächst – anders formuliert – man erinnert sich leichter an Dinge aus der Vergangenheit als an etwas aus der Zukunft (wie schon erwähnt).

Was sagt Hawkings darüber warum alle  3 Zeitpfeile in dieselbe Richtung zeigen müssen?

Eigentlich ganz einfach – nur wenn sie in die gleiche Richtung zeigen, sind die Bedingungen für die Entwicklung intelligenter Lebewesen geeignet, die fragen können: Warum nimmt die Unordnung in der gleichen Zeitrichtung zu, in der sich auch das Universum ausdehnt?

Man könnte noch vieles über die Ordnung und Unordnung im Universum schreiben, ob das Universum geordnet begonnen hat, warum es in einem Zustand höchster Unordnung wieder kollabieren muß und ob es ein Universum gibt wo die Zeitpfeile umgekehrt existieren, und sich die Wesen dort nur an die Zukunft erinnern … aber das möge jeder selber nachlesen sofern dies von Interesse ist.

Quelle:

Stephen W. Hawking (Autor), Hainer Kober (Übersetzer) (2007):  Eine kurze Geschichte der Zeit, 27. Aufl., Rowohlt Taschenbuch.

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Next Entropy

by on Apr.19, 2009, under Allgemein

Mit der Zukunft verhält es sich so –

jedesmal wenn man sie sieht,

verändert sie sich weil man sie gesehen hat –

und das verändert auch alles andere.

(Cris Johnson in „Next“)

Der folgende Blogeintrag bezieht sich auf den Film „NEXT“ von Lee Thamahori aus dem Jahr 2007, nach der Geschichte von Philip K. Dick „The Golden Man“.

Beginnen wir mit einer kurzen Synopse. In „NEXT“ geht es um den Zauberer Cris Johnson, der zwischen seinen Zaubertricks die wahren „Zaubereien“ in Form von Hellseherei versteckt. Cris Johnson besitzt die Begabung 2 min in die Zukunft zu sehen, aber nur in seine eigene Zukunft und allem was damit im Zusammenhang steht. Im Lauf der Erzählung trifft er jedoch auf  Liz, die er bereits Tage zuvor „gesehen“ hat und auf die er, seit diesem Zeitpunkt, in einer Bar immer zu einer bestimmten Zeit wartet. Liz fungiert als verstärkendes Element für seine Fähigkeit die Zukunft zu sehen – so werden aus 2 min oft Stunden und Tage, wenn sie bei ihm ist.

Da wir uns auch in diesem Eintrag mit  „Entropie“ auseinandersetzen wollen, betrachten wir die Elemente die in diesem Film vorkommen. Überraschenderweise treffen wir hier wieder auf Information, Wahrscheinlichkeiten (auch Möglichkeiten), Ordnung in einem geschlossenen System das sich durch Cris Johnson definiert.

Cris Johnson hat nicht nur die Möglichkeit in die Zukunft zu sehen (man würde hier wohl sofort eine definierte Zukunft assoziieren), sondern er iteriert durch verschiedene Möglichkeiten der Zukunft, basierend auf Erkenntnisse, Erfahrungen und Erlebnisse. Kurz gesagt, er gewinnt durch jede Variante der Zukunft mehr Information die Ihn davor bewahrt, erschossen, erschlagen, entdeckt etc. zu werden.  Viele Wahrscheinlichkeiten bzw. (unendlich) viele Möglichkeiten bedeuten eine hohe Entropie. Cris ist also in der Lage die Entropie in seiner Vorstellungskraft „künstlich“ zu erhöhen um aus Erkenntnissen und  Erfahrungen der unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten seine eigene Zukunft zu schaffen – und somit eine Zukunft festzulegen (=Ordnung).

Die Wahrscheinlichkeit, dass für ihn eine negative Zukunft eintreten könnte (wenn auch nur in den nächsten 2 min), sinkt, mit jeder Erfahrung die er aus den vielen anderen Möglichkeiten und Zuständen gewinnt – soll heißen die Wahrscheinlichkeit einer für Ihn passenden Zukunft nimmt mit jedem Informationsbit aus anderen Wahrscheinlichkeiten zu – wo hingegen die Wahrscheinlichkeit für anderen Formen der Zukunft abnehmen (wir erkennen hier deutlich die Elemente aus unserern Entropiedefinitionen).

Man kann dies auch mit einem Verfahren aus der Informatik vergleichen, dem sogenannten „Backtracking“ (vgl. Backtracking). Hier wird in einem genau definierten Kontext z.B. einem Labyrinth, nach möglichen Lösungen von einem Zustand (Anfang) zu einem anderen Zustand (Ende) nach der Trial-and-Error Methode gesucht d.h. es wird Feld für Feld durch das Labyrinth iteriert und bei jeder Sackgasse zur letzten Verzweigung zurückgesetzt um von dort den Lösungsalgorithmus neu laufen zu lassen. Es können hierbei auch mehrere Lösungen zum Ziel führen (vgl. Backtracking „Dameproblem“).  Nun kann man diesen Ansatz noch erweitern, indem man nicht nur nach Lösungen sondern optimierten Lösungen sucht – genau das passiert in „NEXT“.  Es wird nicht irgendeine Variante der Zukunft begangen, sondern die optimale Variante aus vielen suboptimalen Varianten gebildet, so das überhaupt möglich ist, denn wie schon eingangs erwähnt,  „die Zukunft verändert sich, weil man sie gesehen hat“.

Zusammenfassend können wir feststellen – durch die Fähigkeit eine temporäre Erhöhung der Entropie (=Erhöhung der Möglichkeiten) herbeizuführen (wenn auch nur in seinem Geist),  schafft Cris Johnson eine für Ihn passenden Lösung oder Zukunft  (=niedrige Entropie, hohe Ordnung) durch die Erkenntnis aus allen anderen (verworfenen) Möglichkeiten.

Quellen:

Backtracking, http://de.wikipedia.org/wiki/Backtracking

Lee Thamahori (2007): NEXT, Paramount

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