Archive for Mai, 2009
Stability und Entropie
by on Mai.16, 2009, under Allgemein
In diesem Posting wird die Kurzgeschichte „Stability“ von PKD behandelt.
It is a law of nature, however, that civilization must either go forward or fall backward; it cannot stand still.
(The Controller in „Stability“ S. 2)
„Ordnung lenkt die Aufmerksamkeit auf Gleichheiten und Ungleichheiten, auf Zusammengehörigkeit und Unabhängigkeit. Sobald alles Überflüssige ausgeschaltet und nichts Unentbehrliches ausgelassen ist, klären sich die Beziehungen zwischen einem Ganzen und seinen Teilen.“ (Arnheim 1996, S. 9). Dieses Zitat von Rudolf Arnheim zeigt äußerst anschaulich was in der Welt, in der die Kurzgeschichte „Stability“ von Philip K. Dick spielt, passiert und worum es dort geht. Die Regierung hat hundert Jahre zuvor beschlossen, dass die Menschheit stillstehen muss, da Eric Freidenburg der Auffassung war, dass sie die Spitze der Zivilisation erreicht habe. Nach der Spitze kann nur noch der Abstieg kommen und dies gilt es zu vermeiden. Somit wurde die Welt stabilisiert, um die Rückentwicklung der Zivilisation völlig auszuschließen.
Erweitert man den Begriff Entropie, nimmt man ihn aus seinem physikalischen Kontext und überträgt man ihn auf die Soziologie, so lässt sich hier sagen, dass in dieser Welt Ordnung herrscht und die Entropie somit sehr klein ist, da sie ja das Maß der Unordnung ist.
In „Stability“ droht die „Gefahr“ der Unordnung, da Benton eine Zeitmaschine erfunden hat mit der man die Stabilität gefährden kann. Das haben die Ordnungshüter auch sehr gut erkannt und versuchen jetzt die Verbreitung der Erfindung zu unterbinden.
Benton ist schon zu Beginn der Geschichte als ein eher freiheitsliebender Mensch charakterisiert worden. Dafür spricht, dass er Fliegen zu seinem größten Hobby erklärt. Durch das Fliegen kann er aus der stabilisierten und kontrollierten Welt ausbrechen und dies kann er auch mittels Zeitmaschine.
Das Naturgesetz, welches ich am Anfang des Textes zitiert habe, wurde von den Kontrollorganen hundert Jahre zuvor gebrochen. In der Welt, in der Robert Benton lebt, gibt es keine Natur mehr. Wöhlcke spricht hier vom systematischen Zerfall. Die soziale Entropie nimmt zu, indem die Umwelt zerstört wird. Er sagt weiter, dass dieser Prozess sich nur aufhalten lässt, indem diesem System von außen Energie zugeführt wird. (Vgl. 1996, S. 27ff.) Die Welt Bentons ist aber abgeschottet, alles wird kontrolliert und es wird penibel darauf geachtet, dass das System eben nicht geöffnet wird.
Als er in der Zeit zurückreist, durchläuft er verschiedene Felder bis er die Kugel findet. Die Stimme warnt ihn davor die Kugel aufzuheben. „You will destroy your valuable Stability,“ Demnach wird von dieser Kugel die Energie kommen mit der wieder Ordnung in der Welt hergestellt werden wird, da durch die Zeitreise die Entropie erhöht wurde. Benton ist aus der stabilen Welt ausgebrochen.
Die Kugel stammt aus einer Parallelwelt. Dafür spricht dass die Stimme von einer sogenannten „time-world“ spricht, also einer Zeitwelt, die parallel zur „realen Welt“ kreiert wurde, um die Kugel vor menschlichem Zugriff zu bewahren resp. die Menschen vor der Kugel zu bewahren.
Somit lässt sich sagen, dass sich in der Kurzgeschichte „Stability“ Elemente finden die aufzeigen, dass es neben der künstlich geschaffenen stabilen Welt noch eine Parallelwelt gibt, also eine parallele Realität zur Realität von Benton. Durch die Zeitmaschine wird es ihm ermöglicht auch die andere Realität zu besuchen, aber nur weil er eine Mission hat. Die Entropie wird erhöht, um sie wieder zu verkleinern.
Durch das Zerbrechen der Kugel wird Energie zugeführt, die Entropie wird verkleinert und es wird eine weitere Realität geschaffen.
Quellen:
Arnheim, Rudolf, Entropie und Kunst. Ein Versuch über Unordnung und Ordnung, Köln: DuMont 1996.
Dick, Philip K., Stability.
Wöhlcke, Manfred, Soziale Entropie. Die Zivilisation und der Weg allen Fleisches, München: DTV 1996.
Entropy the Skull
by on Mai.11, 2009, under Allgemein
Das folgende Posting bezieht sich auf die Kurzgeschichte „The Skull“ von Philip K. Dick aus dem Jahr 1952.
„I’m sorry,“ he said simply. „I don’t have any bombs. You’re mistaken.“ […] „I have a gun,“ he went on. „A very good one.
Made by sciene even more advanced than your own. But I’m not going to use that, either.“
(Conger in „The Skull“ (Dicks, S. 64))
Wir behandeln heute die Kurzgeschichte „The Skull“ und ich möchte, bevor wir wieder auf unser geliebtes Thema „Entropie“ kommen, kurz auf den Inhalt eingehen.
Die Geschichte spielt im 22 Jahrhundert. Erneut eine eher dystopische Gesellschaft in der die „First Church“, die Gewaltlosigkeit propagiert und gegen technischen Fortschritt ist, offenbar einen grossen Einfluß auf Menschen und Staat hat. Es beginnt damit das einem Mann namens Conger, statt Gefängnis, eine Mission angeboten wird. Es soll den Gründer der „First Church“ töten – und zwar in der Vergangenheit bevor er zum Gründer wurde – einen Mann von dem Mann nichts weiß ausser das er ein Fremder war und genau einmal am 2. Dezember 1960 eine kurze Rede gehalten hat. Niemand weiß wie er aussieht oder wie sein Name war – nur der Schädel des Gründers konnte aus einer Kirche gestohlen und Conger auf seine Mission mitgegeben werden. Anhand dieses Schädels sollte Conger den Gründer erkennen und ihn eliminieren. Conger reist mit einer Zeitmaschine zurück. Die Ereignisse nehmen ihren Lauf – er trifft auf Menschen die ihn anstarren und ihn scheinbar wiedererkenne, er trifft ein Mädchen das ihm hilft und letztendlich als er merkt, das der Schädel sein eigener ist, verändert sich schlagartig seine Attitüde alles zu ermorden nur um davonzukommen – er hat stellt sich da er erkennt, er kann seinem Schicksal nicht entkommen. Als er dabei ist sich den Behörden zu stellen spricht er jene Worte welche später zur Doktrin der „First Church“ werden (siehe Zitat zu beginn des Postings).
Soweit die Geschichte.
Wenn wir das (äußerst anschauliche) Posting von Sidonie betrachten, dass sehr gut widerspiegelt wie sich die Geschichten von Philip K. Dick in Bezug auf Entropie verhalten, dann stellen wir hier fest das es auch hier ähnlich gelagert ist. Wir haben eine Gesellschaft in der die Ordnung immer mehr zunimmt – der technische Fortschritt und die Wissenschaft wird abgelehnt, die Gewaltlosigkeit nimmt zu und alles lebt friedlich, gleichmütig und in „Ordnung“. Nun gibt es eine Gruppe von Leuten welche die Ordnung ablehnen und eigentlich das Chaos suchen – eine Erhöhung der Entropie, eine Unordnung in der Kriege die Spreu vom Weizen trennen sollen – die niedrige Masse der Menschen soll dadurch dezimiert werden, die Wissenschaft die Herrschaft und Kontrolle erhalten.
Durch Conger soll eine Unordnung und Erhöhung der Entropie geschaffen werden – zugunsten der Wissenschaft und Technik. Dazu muß er nur in der Vergangenheit den Gründer töten. Was passiert aber in der Vergangenheit? Conger muß sich erst Informationen beschaffen und reist zu einem Zeitpunkt kurz nach Erscheinen des Gründers um zu erfahren wo er diese erste Ansprache gehalten hat. Dabei wird er von ein paar Leuten gesehen die ihn ungläubig anstarren und ihn offensichtlich wiedererkennen. Conger erkennt nicht die Bedeutung dieser Sache und reist weiter zurück.
In Cooper Creek fällt Conger als Fremder sofort auf – es die die Zeit wo in den USA fast neurotisch nach Kommunisten gefahndet wird und wo jeder der sich seltsam verhält ein potentieller Kommunist ist. Nach einigen sonderbaren Ereignissen wird die Polizei auf ihn Aufmerksam. Er wird von einer Frau gewarnt das sie kommen um ihn zu holen – er aber ist sicher er wird entkommen denn seine Waffe kann alle auf einen Schlag auslöschen – zuvor müßte er aber noch den Gründer töten. In dem Moment fallen ihm die Zähne im Schädel auf, er erkennt das dieser Schädel seiner ist und das verändert alles. Er erkennt das alles erst so gekommen ist weil er zurückgeschickt wurde – er erkennt das er nicht entkommen kann – egal was er tut und das er, wenn er auch jetzt stirbt, wieder leben wird – in ein paar Monaten für einen Nachmittag. Die Leute die ihn an diesem Nachmittag sehen werden berichten das er noch immer am Leben war, dass er irgendwie ins Leben zurückgekehrt ist und damit seine letzten Worte, seine einzige Ansprache zu einer mächtigen Botschaft wird.
Es war also der Wunsch die „First Church“ zu zerstören, die sie eigentlich erst ermöglichte. Indem Sie Conger zurückschickten taten sie unwillkürlich etwas das man thermodynamisch als Energieeinsatz zur Verminderung der Entropie bezeichnen würde – sie schafften durch Conger eine Ordnung die sie selbst nicht wollten.
Quelle:
Dick, Philip K. (1987): “Der Schädel” in: Und jenseits – Das Wobb, Sämtliche Erzählungen, Band 1 [1998], übers. von Walter Grossbein, Zürich, Haffmans Verlag, S.74-105.
exhibit piece zeitliche Entropie
by on Mai.10, 2009, under Allgemein
Philip K. Dicks´ exhibit piece unter dem Aspekt
der zeitlichen Entropie – die formulierung einer these
Indem George Miller, ein die Vergangenheit idealisierender Mensch des 22. Jahrhunderts, den vielleicht scheinbaren Sprung in die Vergangenheit wagt, folgt er dem Verlauf eines, dem linearen Zeitverlauf entgegen gesetzten, thermodynamischen Zeitpfeils:
Miller lebt zu Beginn der Kurzgeschichte exhibit piece in einer Zeit, deren Regierung und Lebensweise von starker Kontrolle und undurchdringbarer Ordnung geprägt sind.
Eine „impersonal cultural totality“.
Eine Lebensweise, die nur ein geringes Maß an Entropie erahnen lässt; die Menschen befinden sich in einem System höchster Ordnung.
Öffnet sich nun für George Miller das Zeitfenster, welches ihm erlaubt, ein soziales Mitglied des 20 Jahrhunderts zu werden, so springt er zurück in ein Ordnungssystem höherer Entropie und folgt ergo einem thermodynamischen Zeitpfeil, der die Richtung der Zeit angibt, in der die Entropie zunimmt und welcher dabei dem Zeitverlauf nicht linear gegenübersteht sondern reziprok.
Befindet sich die Person des George Miller folglich in der Realität des 20. Jahrhunderts, so können wir zusätzlich von einem zum Zeitverlauf alinear stehenden psychologischen Zeitpfeil sprechen:
Miller, als Mensch des 20. Jahrhunderts, der fähig ist sich an die Zukunft zu erinnern, widerspricht der Theorie Hawkings, dass der psychologische Zeitpfeil jene Richtung angibt, in der unserm Gefühl nach die Zeit fortschreitet und wo wir uns an die Vergangenheit aber nicht an die Zukunft erinnern können.
Nur zu Beginn der Kurzgeschichte, als sich Miller noch in der Realität des 22. Jahrhunderts befindet, erfüllt er die Kriterien eines akkurat verlaufenden psychologischen Zeitpfeils, indem er sich an die Vergangenheit erinnern kann, selbst wenn ihm diese nur durch Forschungen vertraut scheint, jedoch nicht, und dies ist ausschlaggebend, an die Zukunft.
Stellen wir uns das eben gesagte zur Veranschaulichung in einer Grafik vor wobei die Zeitmessung chronologisch verläuft und das 20. sowie das 22. Jahrhundert in unserem Zeitpfeil eingezeichnet sind:
Weiters kennzeichnen wir in unserer Grafik den Sprung George Millers in die Vergangenheit:
Auch den thermodynamischen Zeitpfeil fügen wir hinzu und beachten dabei, dass dieser dem Zeitverlauf entgegen gesetzt verläuft:
Schließlich komplettieren wir die Grafik mit dem psychologischen Zeitpfeil, der sich ebenfalls alinear zur Zeitachse verhält:
Welche These aus dieser Theorie abgeleitet werden kann bildet sich merklich in der Grafik ab und findet sich auch in weiteren Werken Dicks´ wieder, etwa in Minority Report und The Simulacra:
In Philip K. Dicks´ Werken verhält sich die Entropie, übertragen auf das jeweilige Gesellschaftssystem, entgegen gesetzt zum Zeitverlauf.
Quelle: Dick, Philip K. (1987): “Ausstellungsstück” in: Das Vater-Ding, Sämtliche Erzählungen, Band 5 [2000], übers. von Klaus Timmermann und Ulrike Wasel, Zürich, Haffmans Verlag, S. 248-268.
Exhibit Entropy
by on Mai.06, 2009, under Allgemein
„You’re nothing but a minor bureaucrat in a vast machine. You’re a function of an impersonal culturual totality. You have no standards of your own. In the twentieth century men had personal standards of workmanship. Artistic craft. Pride of accomplishment. These words mean nothing to you. You have no soul – another concept from the golden days of the twentieth century when men were free and could speak their minds“
(George Miller in „Exhibit Piece“)
Der folgende Blogeintrag bezieht sich auf die Geschichte „Exhibit Piece“ von Philip K. Dick aus dem Jahr 1954.
Die Geschichte beginnt im 22 Jahrhundert – in den USA hat eine dystopische Gesellschaftsordnung einzug gehalten, die von einer Zentralregierung die alles und jeden kontrolliert und reglementiert beherrscht wird. Wir begegnen dort zu Beginn einem Mann namens Miller der Angestellter im Amt für Geschichte, verantwortlich für die Abteilung „Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts“, ist. Miller ist so sehr eingenommen von dieser Zeitperiode, von der Freiheit und den Möglichkeiten die es damals gab, daß er sich so benimmt, kleidet und auch spricht wie mitte des zwanzigsten Jahrhunderts in den USA. Als er bei der Analyse von Bändern, Stimmen aus der Nachbildung seines Exponates, einem typisch amerikanischen Haus aus dieser Zeit, hört, überquert er eine Absperrung und findet sich in einer anderen Welt wieder, einer Welt wie er sie sich vorgestellt hat. Er findet dort (s)eine Frau, zwei Kinder, einen anderen Job und vielmehr noch – Erinnerungen an dieses Leben, die, je länger er dort verweilt, immer stärker werden. Er ist verwirrt, verunsichert und sucht daraufhin eine Psychiater auf, Dr. Grunberg, der ihm nach einem intensiven Gespräch rät, diese Realität als real zu akzeptieren. Grunberg fordert ihn auf, die Stelle zu suchen wo er von seiner vermeintlichen Realität in diese Realität gekommen ist. Miller tut dies und findet dort einen flirrenden Schleier vor – dahinter erkennt er Personen aus seiner anderen Realität die beginnen mit ihm zu reden und ihn auffordern aus dem Exponat rauszukommen. Sie bezeichnen Ihn als Psychoten und drohen ihm mit der Todesstrafe durch Euthanasie. Da er sich weigert durch die „Schranke“ zu treten und zurück in die andere Realität zu kommen, kündigt Carnap, der mächtigste Mann des 22 Jahrhunderts, die langsame Vernichtung seines Exponates und der damit verbundenen Realität an. Miller beachtet diese Drohung nicht weiter, geht zurück ins Haus und findet dort die Tagszeitung auf dem Tisch mit den Schlagzeilen „Russland hat die Kobaltbombe, totale Zerstörung der Welt steht bevor“.
Was sagt uns diese Geschichte bzw. welche Elemente finden wir hier zu unserem Thema „Entropie“?
Es geht hier nicht wieder um die bekannte Frage „Was ist Real“ oder „Welche Realität ist real?“.
Es gibt in dieser Geschichte eine markante Stelle in der Miller seine Bandmaschine verlangsamt und zu träumen beginnt. Genau in dem Moment beginnen die Stimmen. Man könnte nun Mutmassen das er sich in eine Traumwelt, eine Phantasiewelt begibt die nur in seinem Kopf existiert.
Genausogut könnte man aber annehmen, daß er durch die akribische Arbeit und die totale Identifizierung mit der Vergangenheit eine neue Realität geschaffen hat – eine Realität nach dem Muster seiner Gedanken.
In jedemfall drängt hier eine Realität in eine andere Realität und entwickelt sich je länger sich Miller dort aufhält. Die neue Realität nimmt Gestalt an und gewinnt an Wahrscheinlichkeit auch real zu sein.
Miller nimmt beide Realitäten als an – er möchte von seiner Wunschrealität nicht mir zurück und scheinbar ist der Übergang so etwas wie eine Grenze die sonst niemand überschreiten kann, darf oder will.
Vielleicht können Carnap und seine Gehilfen in andere Realitäten eingreifen, wissen um die mögliche Existenz solcher Realitäten oder wollen einfach nur Träume verhindern um ihre Macht und Kontrolle nicht zu gefährden.
Ob nun die Realität tatsächlich real ist oder sich nur in seinem Kopf abspielt ist dabei nicht wirklich relevant – gibt eine solche Realität, kann es viele weitere Realitäten geben – viele Aufspaltungen und Varianten – womit wir wieder bei unserer „Entropie“ angelangt sind.
Eine andere Realität zu betreten bzw. zu schaffen vermehrt in jedemfall die Möglichkeiten, damit erhöht sich die Entropie und bei einer solchen Überlappung von Realitäten wie wir sie hier vorfinden, nimmt zwangsläufig die Entropie durch die Einwirkung von aussen wieder ab, da von beiden Seiten alles unternommen wird um die jeweils andere Realität zu negieren d.h. Miller will nicht mehr zurück und möchte die andere Realität nichtmehr betreten, Carnap möchte die andere Realität vernichten.
Interessant dabei ist zudem, dass hier nicht nur von möglichen Varianten der Gegenwart ausgegangen wird, sondern eine zeitlich versetzte Realität erzeugt wird – Zeit hängt ja mit Entropie direkt zusammen, da wir die Zeit in der Form messen, in der sich die Entropie ausdehnt (siehe Posting „Eine kleine Geschichte der Entropie“). Bezug wird hier auch auf die Spannungen zwischen USA und Russland genommen, die zu dieser Zeit sehr präsent waren. Die Kobaltbombe selbst ist wohl zu dieser Zeit eine Metapher für die absolute Zerstörung.
Kobalt-Bombe
Eine Kobaltbombe soll ein gebiet möglichst stark Radioaktiv verseuchen um das überleben außerhalb von Bunkern dauerhaft außzuschließen.Dazu müssen große Mengen natürliches Kobalt59 in eine Fissions oder Fusionsbombe verbaut werden.Durch den Neutroneneinfang wandelt sich das Kobalt59 in Kobalt60 um mit einer Halbwertzeit von 5,26 Jahren.Beim Zerfall imitiert Kobalt60 zwei Gamma-quanten die das Leben in der Umgebung stark gefährden. Es wurde nie bewiesen das eine solche Bombe gebaut wurde.
(Quelle: http://nuklear.wikia.com/wiki/Kernwaffe)
Was sagt uns das nun in Bezug auf Millers Realität?
Vielleicht manifestieren sich die Androhungen von Carnap in Form von Aufrüstung, kalter Krieg etc. in der Vergangenheit – vielleicht sind hier bereits die Vorkehrungen getroffen um Millers Realität damit langsam zu zerstören wobei hier eine Realität auf die andere Einfluß nehmen würde.
Quelle:
Dick, Philip K. (1987): “Ausstellungsstück” in: Das Vater-Ding, Sämtliche Erzählungen, Band 5 [2000], übers. von Klaus Timmermann und Ulrike Wasel, Zürich, Haffmans Verlag, S. 248-268.
Total Entropy – just a recall…..
by on Mai.04, 2009, under Allgemein
“It won’t make the slightest difference to me Doug, but the consequences to you will be devastating. In your mind I’ll be dead, and with no one to guide you out, you’ll be stuck in permanent psychosis. The walls of reality will come crashing down. One minute, you’re the savior of the Rebel cause, next thing you know you’ll be Cohaagen’s bosom buddy. You’ll even have fantasies about alien civilizations as you requested, but in the end, back on Earth you’ll be lobotomized! So get a grip on yourself Doug, and put down that gun! ”
(Dr. Edgemar aus “Total Recall”)
Der folgende Blogeintrag behandelt Paul Verhoevens Verfilmung von Philip K. Dicks “We Can Remember ItFor Your Wholesale”, “Total Recall – Die totale Erinnerung”, unter den Gesichtspunkten des Begriffes “Entropie”.
Hier ersteinmal eine kurze Inhaltsangabe zum Film.
Douglas Quaid, ein einfacher Bauarbeiter, führt ein ruhiges Leben mit seiner attraktiven Ehefrau Lori. Heimlich sehnt er sich jedoch danach, als Geheimagent zum Mars zu reisen. Dieser Wunsch geht so weit, dass er bereits in seinen Träumen davon verfolgt wird. Als Douglas durch eine Werbung von den Diensten von REKALL Inc. erfährt,eine Firma, welche seinen Kunden verspricht, künstliche Erinnerungen einzupflanzen, die nicht von echten zu unterscheiden sind, lässt er bei sich eine Erinnerungs-Implantierung vornehmen. Warnungen von Freunden, er könnte Lobotomisiert werden, nimmt er nicht ernst.Als bei dieser Implantierung etwas schief geht, nimmt die Geschichte ihren Lauf. Douglas sieht sich nicht mehr in der Lage, zwischen Realität und Implantierung zu unterscheiden, er wird von mehreren Männern gejagt, deckt eine Verschwörung auf,und gelangt nicht zuletzt auch zum Mars. Dabei muss er immer wieder zwischen Freund und Feind unterscheiden, um letztendlich nicht nur zu erfahren, ob das geschehene real, oder doch nur ein Traum ist, sondern um das Rätsel seiner Identität zu lösen.
Soweit der Inhalt des Films – Gibt es Bezüge zum Thema “Entropie” ?
Die Bezüge zur Entropie bezieht sich im Film hauptsächlich auf den Protagonisten Douglas Quaid. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf die Zeitspanne nach Quaids besuch bei Rekall Inc. , da danach sein geordnetes Weltbild zerbricht, und er sich auf die steigenden Entropie in seiner direkten Umgebung und in seiner Psyche einstellen muss. Die Unordnung nimmt dabei ein immer größer werdendes Maß an, welches Quaid nur dadurch in den Griff bekommt, in dem er seiner eigenen Identität auf der Spur ist. Auf dieser Reise erschafft er durch seine Taten und Begegnungen immer wieder neue “Realitäten”, d.h. er findet heraus, dass seine “eigentliches” Leben nur implantiert ist, und dass seine wahre Identität eine andere ist, nämlich die eines Agenten.
Das interessante dabei ist, dass Quaids offensichtliche Aufdeckung einer Verschwörung nur ein Hirngespinst sein könnte, da die Geschichte nach dem Besuch be Rekall Inc. praktisch genauso abläuft, wie es ihm der Geschäftsführer der Erinnerungs-Implantierungen versprach.
Quaid wird als Undercover-Agent gejagt, flieht zum Mars, trifft eine exotische Frau, und rettet den Planeten. So in etwa die Kurzfassung.
Im Bezug auf die Erschaffung “neuer Realitäten”, gibt es ein interessantes Beispiel im Film. Schon zu Beginn wird Quaid von einem Arbeitskollegen vor den Gefahren der “Lobotomie” gewarnt(d.h. eine nach einer Gehirnoperation verursachte Persönlichkeitsstörung bzw. dauerhafte Psychose). Diese Warnung ignoriert Quaid, und als er sich bereits auf dem Mars befindet, trifft er auf Dr. Edgemar, welcher in Begleitung von Quaids Frau Lori ist. Dieser klärt ihn über mögliche Gefahren seitens seiner Psyche hin, und erklärt ihm, dass seine Implantierung schieg gegangen ist. Er versucht Quaid davon zu überzeugen, sich zu ergeben und seine Waffe niederzulegen, da alles geschehene nur ein Traum wäre.
Zitat:
Douglas Quaid: “All right, let’s say you’re telling the truth and this is all a dream, I could pull this trigger and it won’t matter.”
Dr. Edgemar: “It won’t make the slightest difference to me Doug, but the consequences to you will be devastating. In your mind I’ll be dead, and with no one to guide you out, you’ll be stuck in permanent psychosis. The walls of reality will come crashing down. One minute, you’re the savior of the Rebel cause, next thing you know you’ll be Cohaagen’s bosom buddy. You’ll even have fantasies about alien civilizations as you requested, but in the end, back on Earth you’ll be lobotomized! So get a grip on yourself Doug, and put down that gun!
Der Doktor klärt Quaid darüber auf, dass er sich in seinem Traum seine eigene Wirklichkeit geschaffen hätte, aus welcher er, wenn er den Doktor töten sollte, nicht mehr allein herausfinden könnte. Quaid hingegen nimmt die Tatsache, dass der Mann vor Nervosität schwitzt, als Beweis dafür, dass er lügt. Als er den Mann daraufhin erschießt, nehmen die Dinge in der Tat den Verlauf an, den der Doktor vorhergesehen hatte.
So kann sich Quaid in der Tat nicht hundertprozentig sicher sein, ob sein Handeln auf einer inneren Psychose, oder auf einer realen Verschwörung beruht.